Über- und Unterfunktionen können Vorhofflimmern oder Arteriosklerose begünstigen
Herz-Kreislauf-Erkrankungen sind die häufigste Todesursache in Deutschland. Sie können zahlreiche unterschiedliche Ursachen haben. Eine davon liegt in einem kleinen, schmetterlingsförmigen Organ am Hals: der Schilddrüse. Denn diese reguliert neben vielen anderen Stoffwechselfunktionen auch die Herztätigkeit und den Blutdruck. Große Beobachtungsstudien haben gezeigt, dass Fehlfunktionen der Schilddrüse in einem deutlichen Zusammenhang mit Herz-Kreislauf-Erkrankungen und der damit verbundenen Sterblichkeit stehen. Daran sollte bei der Diagnose und Behandlung immer gedacht werden.
Überfunktion begünstig Vorhofflimmern
Besonders belastend für das Herz ist eine Schilddrüsenüberfunktion, die Hyperthyreose. Denn durch die übermäßige Ausschüttung von Schilddrüsenhormonen werden Pumporgan und Kreislauf zu stark angekurbelt. Viele Betroffene spüren das als unangenehmes Herzrasen. Langfristig können auch Herzrhythmusstörungen auftreten, zum Beispiel Vorhofflimmern, das Blutgerinnsel und Schlaganfälle begünstigt. Die ständige Überlastung kann außerdem zu einer Herzschwäche führen. Da die Hyperthyreose relativ häufig vorkommt, sollte bei derartigen Herzbeschwerden immer eine Schilddrüsendiagnostik stattfinden. Das Herz kann bereits Schaden nehmen, wenn die Überfunktion noch versteckt ist und keine Symptome wahrnehmbar sind. Mit passenden Medikamenten, sogenannten Thyreostatika, lässt sich die überschießende Hormonproduktion unterdrücken. Je nach gesundheitlicher Situation werden langfristig auch Optionen wie eine Radiojodtherapie oder eine Operation in Erwägung gezogen.
Unterfunktion schädigt die Arterien
Im Gegensatz zur Überfunktion lässt eine Schilddrüsenunterfunktion das Herz langsamer und schwächer schlagen als normal. Eine schlechtere Durchblutung und Sauerstoffversorgung sind die Folge, dazu können sich Wassereinlagerungen (Ödeme) etwa im Gesicht oder an den Beinen bilden. Da durch die Unterfunktion auch der Cholesterinabbau verzögert wird, fördert sie die Arterienverkalkung und schädigt so langfristig die Herzkranzgefäße. Insgesamt haben Betroffene laut einer chinesischen Übersichtsstudie von 2017 ein fast doppelt so hohes Herztodrisiko wie Schilddrüsengesunde. Die Unterfunktion lässt sich meist einfach mit der Gabe von Schilddrüsenhormonen in Tablettenform behandeln. Auch hier ist eine rechtzeitige Diagnostik wichtig – besonders, wenn bereits Herzprobleme bestehen. (djd)